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"Die Brandenburger" Kommandotruppe und Frontverband

Der umgangssprachlich als "Brandenburger" bekannte Verband stellt eine zunächst in Kompaniestärke aufgestellte Sonderformation der Wehrmacht dar. Die "Brandenburger" wurden u.a. für den getarnter Einsatz hinter den feindlichen Linien und die getarnte Aufklärung im feindlichen Hinterland ausgebildet.

  • Nationalsozialismus (1933-1945)

Hintergrundinformationen

Hintergrundinformationen

"Die Brandenburger" Kommandotruppe und Frontverband

Der umgangssprachlich als "Brandenburger" bekannte Verband stellt eine zunächst in Kompaniestärke aufgestellte Sonderformation der Wehrmacht dar, die unter der direkten Führung des Amtes Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht einerseits für Kommandounternehmen eingesetzt wurde und andererseits als verwaltungs- und organisationstechnische Basis der Agenten und V-Leute der Abwehr diente. Die bis dahin in deutscher militärischer Tradition unbekannte Form einer militärischen Einheit für Kommandounternehmen orientierte sich in Aufbau und Auftragswahrnehmung bewußt auch an ähnlichen Formationen anderer Armeen, die hierin zum Teil größere Tradition hatten.

Die vornehmlich aus Spezialisten verschiedener Art zusammengesetzte Formation wuchs sehr schnell auf Regimentsstärke an, zunächst noch unter Tarnbezeichnungen. Im weiteren wuchs der Verband zu einer Division an, die nachwievor verstreut für spezielle Unternehmen eingesetzt wurde. Dabei erfolgten jedoch zunehmend militärische Einsätze in größerem Rahmen, die die Division mehr und mehr einem normalen Frontverband anglichen. Diese Entwicklung wurde 1944 abgeschlossen durch die Umwandlung in eine Panzer-Grenadier-Division im Befehlsbereich des Heeres.

Organisationsgeschichte:

Weitere Details zur Organisationsgeschichte und zum Bestandsiehe Online-Findbuch:

RH 26-1002 Lehr-Regiment Brandenburg z.b.V. 800 / Sonderverband Brandenburg / Division Brandenburg z.b.V.800 / Panzergrenadier-Division "Brandenburg"

Einordnungen

Die "Brandenburger" werden für gewöhnlich von zwei Seiten aus betrachtet und entsprechend bewertet. Die eine Seite betrachtet den Verband als einen Wehrmachtsverband besonderer Art, der bewunderungswürdige Leistungen vollbracht habe. Die andere Seite sieht in ihm einen "Terrorverband", der gegen Kriegsrecht verstoßen und Kriegsverbrechen begangen habe. Eine letztgültige Stellungnahme in diesem Widerstreit soll hier nicht versucht werden, doch bedürfen die folgenden Dokumente der Einordnung in den historischen Kontext.

1. Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß Einheiten der "Brandenburger" im Partisanenkrieg eingesetzt waren. Dieser wiederum verlief über weite Strecken hinweg und auf beiden Seiten jenseits des seinerzeitigen Kriegsrechts gemäß Haager Landkriegs-Ordnung, das damals noch weiter gefaßt war als heute. Die "Brandenburger" wurden " auch von ihnen selbst " geradezu als Spezialtruppe für den Partisanenkrieg begriffen. Zweifellos kam es hier auch zu Handlungen, die zumal nach unseren heutigen Anschauungen Kriegsverbrechen gegenüber Kombattanten darstellen- auf beiden Seiten. Kriegsverbrechen gegenüber Zivilisten durch deutsche Einheiten sind in diesem Zusammenhang zahlreich erwiesen.

Wie bekannt, wurde von deutscher Seite der Partisanenkrieg darüberhinaus insbesondere im Osten teilweise bewußt als Deckmantel zur Ermordung von Minderheiten genutzt. Die Bedrohung durch Partisanen war für die deutsche Seite andererseits eine tödliche Realität, deren Bekämpfung tatsächlich militärische Notwendigkeit war. Primär für diese Aufgabe sind die "Brandenburger" als Spezialtruppe angesehen und eingesetzt worden. Diese Tatsache schließt jedoch weder die Verübung von Kriegsverbrechen vor Ort durch einzelne Einheiten oder Kommandos aus, noch ist sie zwangsläufig gleichbedeutend mit dieser.

2. Ein großer Teil der Kommandoeinsätze der "Brandenburger" erfolgte in "Halb-" oder "Volltarnung". "Halbtarnung" bedeutete die Annäherung an ein Objekt im gegnerischen Hinterland unter oberflächlicher Maskierung als Zivilisten oder als Soldaten der Gegenseite. Bei Erreichen des Zieles und auf jeden Fall vor Beginn feindlicher Auseinandersetzungen war die Halbtarnung abzustreifen und eine deutliche Selbstkennzeichnung als deutsche Soldaten anzulegen, bzw. zu gewährleisten. Befand sich dieses Verhalten bestenfalls noch am Rande der Haager Landkriegs-Ordnung, so stellte die "Volltarnung" klar einen Verstoß gegen diese da. Ausgestattet mit feindlichen Uniformen, perfekt einstudiertem Verhalten und Beherrschung der entsprechenden Sprache sickerten derart getarnte Kommandos in das Hinterland, zum Teil in gegnerische Garnisonen und Stäbe ein und erfüllten zum Teil bis zuletzt in "Volltarnung" ihre Aufklärungs-, Verwirrungs- oder Sabotage-Aufträge.

Letztlich wurden derartige Methoden im Laufe des Zweiten Weltkrieges allgemeiner Usus bei den hauptbeteiligten Kriegsmächten - wenn auch in diesem Krieg erstmals von der Wehrmacht eingesetzt. Das Nachkriegs-Verhalten der Alliierten gegenüber der deutschen Kommandotruppe und der Abwehr insgesamt trug dem durchaus bewußt Rechnung. Der allgemeine Vorwurf der "terroristischen" Kriegführung ist daher insgesamt unpräzise und entspricht nicht den realen Gegebenheiten. Es ist auch miteinzurechnen, daß die Abwehr und in ihrem Auftrag die "Brandenburger" im deutschen Militärapparat und Geheimdienstwesen keineswegs das Monopol auf Kommandounternehmen hatten.

Die größte Schwierigkeit besteht letztlich darin, in diesem Verband die einzelnen Individuen erkennen zu wollen - den handelnden wie den dem Geschehen ausgesetzten Menschen. Drei prominente Angehörige der "Brandenburger" werden daher kurz vorgestellt, vor allem durch Photos, aber etwa auch durch ein gezeichnetes Bilderalbum, dessen leichter Humor geradezu surreal anmutet gegenüber den im Anschluß folgenden Dokumenten.

Kommandeure:

10.10.1939-12.10.1940 Hauptmann Dr. Theodor von Hippel

12.10.1940-Ende Okt. 1940 Major Hubertus von Aulock

30.11.1940-12.02.1943 Oberstleutnant Paul Haehling von Lanzenauer

12.02.1943-10.04.1944 Generalmajor Alexander von Pfuhlstein

10.04.1944-20.10.1944 Generalleutnant Friedrich Kühlwein

20.10.1944-10.05.1945 Generalmajor Hermann Schulte-Heuthaus

Unterstellung:

10.10.1939-01.04.1943 OKW / Amt Ausland/Abwehr:

01.04.1943-15.9.1944 OKW / Wehrmachtführungsstab

15.9.1944-Febr. 1945 OKH / Generalstab des Heeres

Febr. 1945-30.4.1945 Panzerkorps "Großdeutschland" / 4. Panzer-Armee / Heeresgruppe Mitte

30.4.1945-10.5.1945 LIX. Armeekorps / 1. Panzer-Armee / Heeresgruppe Mitte